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2013 03 CLAUSEWITZ, 2013 CLAUSEWITZ

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3/2013
Mai
|
Juni
€5,50
A: € 6,30 CH: sFr 11,00 BeNeLux: € 6,50 SK, I: € 7,45 S: SKR 75 N: NOK 79 FIN: € 8,10
Clausewitz
Das Magazin für Militärgeschichte
Militär-
technik im
Detail
Flugzeugträger der
Independence-
Klasse
8,8-cm-FlaK
Das steckt hinter dem
Ruf der „Acht-Acht“
Hamburgs Brandnächte im Jahr 1943
Operation
Krimkrieg 1853
Vorstufe zu einem
Weltkrieg?

Gomorrha

Richard
MILITÄR & TECHNIK:
Löwenherz
König, Krieger
und Kreuzritter
Mi-8T
Deutsche
Marineflieger im Kalten Krieg
Westland
„Sea King“
Editorial
Krieger, Söldner & Soldaten
Der gefiederte Tod
Die englischen Langbogenschützen revolutionieren mit ihrem
Massenbeschuss die Kriegführung des späten Mittelalters
Liebe Leserin,
lieber Leser,
vor 70 Jahren wurde die Großstadt
Hamburg von einer Katastrophe un-
vorstellbaren Ausmaßes heimge-
sucht. Das „alte“ Hamburg ging in ei-
nem von alliierten Bombenangriffen
entfachten Feuersturm unter. Die Fol-
gen der Operation „Gomorrha“ verän-
derten das Antlitz der Hansestadt an
der Elbe für immer.
Auch sieben Jahrzehnte nach den
verheerenden Luftangriffen sind die
Wunden im
Stadtbild sicht-
bar, die Ruine
der ehemali-
gen Hauptkir-
che St. Nikolai
ragt seit ihrer
Zerstörung im
Juli 1943 mah-
nend in den
Himmel.
Heute wird das „Mahnmal St. Niko-
lai“ als Erinnerungsort für die Opfer
von Krieg und Gewaltherrschaft der
Jahre 1933–1945 genutzt. Seit 1993
ist es Mitglied der „Nagelkreuzge-
meinschaft“ – das in der Turmhalle
angebrachte „Nagelkreuz von Coven-
try“ ist ein Symbol für das Anliegen,
Gegensätze der Vergangenheit zu
überbrücken und gemeinsam eine
friedliche Zukunft zu gestalten.
Wie die kontrovers geführte Diskus-
sion um das 2012 in London enthüll-
te „Bomber Command Memorial“ für
die mehr als 55.000 Gefallenen der
Royal Air Force zeigt, berührt das The-
ma „Bombenkrieg – Alliierte Luftan-
griffe auf Deutschland“ die Menschen
auch heute noch emotional.
Lesen Sie in unserer Titelgeschich-
te „Bomben auf Hamburg“ ab Seite 10,
wie es zum Untergang Hamburgs im
Feuersturm des Jahres 1943 kam
und welche Ziele die Alliierten mit der
Operation „Gomorrha“ verfolgten.
Ich möchte Sie auch auf unser gro-
ßes CLAUSEWITZ-Gewinnspiel auf Sei-
te 31 aufmerksam machen, bei dem
es attraktive Preise zu gewinnen
gibt. Machen Sie mit, es lohnt sich!
D
ie Ursprünge der englischen Langbogen-
die Kampfausrüstung. In der Schlacht nehmen
die Bogenschützen oft eine Flankenposition
ein und werden damit von den gepanzerten
Fußkriegern und den meist abgesessen kämp-
fenden Panzerreitern geschützt. Innerhalb ei-
ner Minute muss ein Mann mindestens zehn
Pfeile abschießen, sonst gilt er nicht als voll-
wertiger Schütze. Zu diesem Zweck stecken
die Männer einige Pfeile vor sich in den Boden,
um diese noch schneller greifen zu können.
Die schweren Kriegsbögen sind etwa 1, 8 Me-
ter lang und bestehen aus einem Stück Eiben-
holz, das so gewählt ist, dass sich das dichte
Kernholz in der Mitte des Bogens befindet,
während das elastischere Holz die Bogenarme
bildet. Dies verleiht dem Bogen seine enorme
Spannkraft, die bei den schwersten Exempla-
ren ein Zuggewicht von über 50 kg erreicht. Die
Pfeile durchdringen auf kurze Distanz sogar ei-
ne Rüstung. Durch den Massenbeschuss wird
das Vorrücken feindlicher Truppen erheblich
behindert, wobei auch der psychologische Ef-
fekt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Dabei liegt die weiteste Kampfentfernung bei
etwa 300 Metern. Mit den seit dem 15. Jahr-
hundert immer ausgereifteren Handfeuerwaf-
fen bekommt der Langbogen eine ernsthafte
Konkurrenz. Dennoch ist er zunächst aufgrund
seiner höheren „Feuergeschwindigkeit“ wei-
terhin im Einsatz, bis er schließlich zu Beginn
des 16. Jahrhunderts den Feuerwaffen ganz
weichen muss.
schützen stehen im Zusammenhang mit
den während der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts stattfindenden Eroberungskriegen
des englischen Königs Edward I. in Wales. Dort
herrscht vor allem im Süden des Landes eine
alte Tradition des Bogenschießens, die sich
der Herrscher bald zunutze macht. Er nimmt
die dortigen Stämme in seine Dienste und die
Mischung aus großen Kontingenten von Bo-
genschützen und Panzerreitern bildet eine ge-
lungene Kombination aus Feuer- und Schlag-
kraft. Während die frühen Langbogenschützen
noch weitgehend ungerüstet in den Kampf zie-
hen, ändert sich dies mit ihrem gestiegenen
Prestige. Da von nun an auch zahlreiche Eng-
länder als Bogenschützen dienen, nehmen sie
bald den Rang einer Eliteeinheit ein. Damit ver-
bessert sich auch ihre Ausrüstung. Neben den
Bogen treten Schwert, Axt oder ein Streitkol-
ben als Sekundärwaffen. Dem
Körperschutz dienen eine Be-
ckenhaube oder ein anderer
einfacher Helm, sowie eine
Brigantine, ein Kettenhemd
oder ein Gambeson, der
als „jack“ bezeichnet
wird. Ein kleiner Faust-
schild vervollkommnet
FAKTEN
Zeit:
Spätes 13. bis Anfang 16.
Jahrhundert
Uniform:
Beinlinge, Wams, Brigantine, Ket-
tenhemd, einfacher Helm, Bogen, Bündel
mit Pfeilen, kurzes Schwert, Dolch, kleiner
Faustschild
Hauptwaffe:
Langbogen
Kampftaktik:
Massenbeschuss durch
Pfeilhagel
Wichtige Schlachten:
Falkirk 1298
Crécy 1346
Poitiers 1356
Azincourt 1415
Langbogenschützen im Film:
Henry V. (1989)
Robin Hood (2010)
Eine abwechslungsreiche Lektüre und
viel Spaß beim Gewinnspiel
wünscht Ihnen
Im Hundertjährigen Krieg:
Dieser Langbogenschütze in der
Schlacht von Crécy ist durch eine gepolsterte Jacke und eine
Beckenhaube geschützt. Die Pfeile werden in einem großen
Leinwandbeutel transportiert und erst kurz vor der Schlacht im
Boden vor dem Schützen platziert oder – wie hier – direkt am
Gürtel getragen.
Dr. Tammo Luther
Verantwortlicher Redakteur
Zeichnung: Andrea Modesti
Clausewitz
3/2013
 Inhalt
Titelthema
Alliierte Luftangriffe 1943 –
Hamburg versinkt im Feuersturm
Titelgeschichte
HILFLOS:
Die Einwohner von Hamburg – sofern sie nicht den
Luftangriffen zum Opfer fallen – müssen der Zerstö-
rung ihrer Heimatstadt in mehreren alliierten Tag- und
Nachtangriffen tatenlos zusehen. Ganze Stadtteile
werden im Sommer 1943 in Schutt und Asche gelegt.
Die alliierten Luftangriffe sollen die deutsche Zivilbe-
völkerung demoralisieren.
Foto: SSPL/National Media Museum/Süddeutsche Zeitung Photo
Technologie und Strategie im Bombenkrieg
Das Leid der Zivilbevölkerung während der Luftangriffe
Alliierte Luftangriffe – „Operation Gomorrha“
Bomben auf Hamburg
24. Juli 1943:
Fast 800 Bomber der Royal Air Force befinden sich auf dem Weg in Rich-
tung Hamburg. Ihre tödliche Mission ist der Auftakt zu einer Serie schwerer alliierter Luft-
angriffe, die das „Gesicht“ der Stadt Hamburg für immer veränderten... Von Peter Cronauer
10
Clausewitz
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Im Feuersturm: Ein Straßenzug in der Ham-
burger Innenstadt nach einem der verhee-
renden Bombenangriffe im Sommer 1943.
Foto: ddp images/AP/Süddeutsche Zeitung Photo
Der gefährliche „Jäger“ auf See
Magazin
Der Zeitzeuge
Vom „Blitzkrieg“ bis zum Untergang
Schlachten der Weltgeschichte
Operation „Husky“ – Landung alliierter
Sturm auf die „Festung Europa“
Schlachten der Weltgeschichte
Der erste „moderne“ Stellungskrieg
Militärtechnik im Detail
„Klein“, aber schlagkräftig
Das historische Dokument
Geheimes NVA-Kartenmaterial aus den 1980er-Jahren
4
Schlachten der Weltgeschichte
|
Operation „Husky“
Schlachten der Weltgeschichte
U
m den Krieg nach Westeuropa zu tra-
gen und mit Hilfe einer zweiten Front
Druck vom sowjetischen Verbünde-
ten zu nehmen, entscheiden sich die Alliier-
ten Anfang des Jahres 1943 für eine Invasion
auf Sizilien.
Für die Eroberung der Mittelmeerinsel
spricht vor allem ihre Lage: Mit Sizilien als
Ausgangspunkt ist eine Invasion des italie-
nischen Festlandes möglich. Zudem erleich-
tert der Besitz der Insel die Kontrolle des
Schiffsverkehrs im westlichen Mittelmeer.
Da die geplante Invasion in Frankreich
nicht vor 1944 durchführbar ist, legen sich
die amerikanischen und britischen Militärs
auf den italienischen Schwerpunkt fest. Ita-
lien ist seit der vernichtenden Niederlage in
Nordafrika nur noch ein unsicherer Bun-
desgenosse des Deutschen Reichs.
Mit der Eroberung Siziliens soll daher Ita-
lien aus dem Krieg an der Seite des Deut-
schen Reiches gedrängt werden. Hitler wäre
auf diese Weise gezwungen, die italienisch
besetzten Gebiete in Südfrankreich und auf
dem Balkan mit eigenen Truppen zu halten.
Die im Januar einsetzende Planung für
die Invasion der Insel gestaltet sich auf-
grund der komplizierten alliierten Kom-
Alliierte Landung auf Sizilien 1943
Sturm auf die
„Festung Europa“
10. Juli 1943:
In den frühen Morgenstunden landen mehrere Tausend amerikanische
und britische Soldaten auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien. Die Operation
„Husky“ soll das Tor zur „Festung Europa“ aufstoßen...
mandostruktur im Mittelmeerraum als
schwierig. Hinzu kommen persönliche Ab-
neigungen zwischen amerikanischen und
britischen Offizieren. In operativer Hin-
sicht kommt es den alliierten Landungs-
truppen vor allem auf die Inbesitznahme
von Häfen und Landungsplätzen an, um
die Versorgung der Truppen zu gewährleis-
ten. Nicht alle Teile Siziliens liegen zudem
in der Reichweite der alliierten Jagdflieger
auf Malta, sodass die Eroberung von Flug-
plätzen eine hohe Bedeutung erlangt.
Schwache Verteidigungsanlagen
Eine Landung auf Sizilien wird durch die
schwachen Verteidigungsanlagen begüns-
tigt. Der deutsche Oberbefehlshaber der
Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall
Albert Kesselring, stellt wenige Tage vor Be-
ginn der alliierten Invasion fest: „Die Ver-
stärkung der natürlichen Abwehrkraft der
Inseln durch die Anlage von Befestigungen
ist nicht in ausreichendem Maße erfolgt.“
Zudem zwingt die lange Küste Siziliens den
Verteidiger zu einer Dekonzentration der
Kräfte. Trotz aller Argumente, die für eine
alliierte Landung auf der Insel sprechen,
kennen die „Achsenmächte“ die gegneri-
schen Landungsabsichten nicht. Mit Hilfe
eines groß angelegten Täuschungsmanö-
vers erhöhen die Alliierten die Unsicherheit
bei ihrem Gegner. Die Wehrmachtführung
D
icht gedrängt greifen am 5. November
des Jahres 1854 rund 35.000 russische
Soldaten die schwachen britischen
Stellungen vor der Stadt und Festung Sewas-
topol auf der Halbinsel Krim an. Das Ziel der
russischen Angreifer sind die Hügel am
nördlichen Ende der britischen Linien. Aber
der russische Angriff bleibt im mörderischen
Abwehrfeuer der Verteidiger stecken. Die
dicht gedrängten russischen Angriffskolon-
nen erleiden ungeahnte Verluste im decken-
den Feuer der britischen Infanterie. Diese ist
im Gegensatz zu ihren russischen Gegnern
bereits mit den Gewehren mit gezogenen
Läufen nach dem System Minié ausgerüstet.
Der Krieg auf der Krim erlebt den ersten
massenhaften Einsatz dieses neuen Systems
Krimkrieg 1853-1856
Der erste „moderne“
Stellungskrieg
28. März 1854
:
England und Frankreich greifen militärisch in den blutigen Konflikt zwi-
schen Russland und dem Osmanischen Reich ein. Besonders um die Festung Sewastopol
entbrennt ein Stellungskrieg, wie ihn die Welt bisher nicht kannte...
bei den Infanteriegewehren und beweist so-
fort deren Überlegenheit über die altbewähr-
ten glattläufigen Vorderlader. Doch das ist
nicht die einzige Besonderheit, durch die
sich dieser Konflikt in der Mitte des 19. Jahr-
hunderts auszeichnet. Neben eisengepan-
zerten Schiffen mit Dampfantrieb ist dies
auch der erste Krieg, über den die Medien
dank des Telegrafen direkt berichten. Sogar
Zar Nikolaus soll gesagt haben, er würde
keine Spione brauchen, da er ja die „Times“
lesen könne.
Doch wo liegt der Anlass für diesen Kon-
flikt? Russlands Eintreten für die Interessen
der orthodoxen Christen ruft den Widerstand
der anderen christlichen Konfessionen her-
vor. Die eigentliche Ursache für den Krieg
liegt aber im inneren Zerfall des Osmanischen
Reiches, das von Spöttern gerne als der
„Kranke Mann am Bosporus“ bezeichnet
wird.
Russland hofft, bedingt durch die Schwä-
che der Türken, endlich die Kontrolle über die
Meerenge des Bosporus zu erreichen. Das
wiederum liegt nicht im Interesse Großbritan-
niens, denn London will nicht zulassen, dass
eine solche Schlüsselposition wie die Darda-
nellen unter russische Kontrolle gerät.
Der lange Weg auf die Krim
Nach dem Abbruch der diplomatischen Be-
ziehungen besetzen am 3. Juli 1853 rund
80.000 russische Soldaten unter dem Befehl
von Fürst Michail Gortschakow die Donau-
Von Carsten Walczok
Von Lukas Grawe
Alliierte
FRANKREICH
Befehlshaber:
Armand-Jacques Achille Leroy de
Saint-Arnaud (1798-1854)/ François Canrobert
(1809–1895) /Aimable Pélissier (1794–1864)
Truppenstärke:
100.000
Verluste:
70.000
GROßBRITANNIEN
Befehlshaber
: Fitzroy James Henry Somerset,
Lord Raglan (1788–1855)
Truppenstärke:
35.000
Verluste:
22.000
SARDINIEN-PIEMONT
Befehlshaber:
Alfonso La Marmora
(1804–1878)
Truppenstärke:
14.000
Verluste:
k. A.
OSMANISCHES REICH (TÜRKEI)
Befehlshaber:
Omar Pascha (Michael Latas)
(1806–1871)
Truppenstärke:
55.000
Verluste:
k. A.
HINTERGRUND
Die „Achse“ Berlin – Rom
Seit dem 1936 geschlossenen geheimen
Freundschaftsvertrag bildet sich eine enge
Zusammenarbeit zwischen dem faschisti-
schen Italien und dem „Dritten Reich“ aus.
Mit dem „Stahlpakt“ von 1939 sichern sich
beide Länder im Falle eines Krieges unbe-
dingte militärische Unterstützung zu, die
auch für einen Angriffskrieg gilt. Während
sich Italien noch nicht am Polenfeldzug be-
teiligt, tritt es am 10. Juni 1940 in den Krieg
gegen Frankreich und Großbritannien ein.
In der Folgezeit unterstützt Hitler Mussolinis
Pläne zur Errichtung eines zweiten „Imperi-
um Romanum“ auf dem Balkan und in Afri-
ka. Grundlage für die deutsche Unterstüt-
zung sind jedoch überwiegend eigene Inte-
ressen. Italien beteiligt sich währenddessen
an Hitlers Feldzug gegen die Sowjetunion, der
jedoch von der italienischen Bevölkerung als
„deutscher Krieg“ angesehen wird.
Mit dem Sturz Mussolinis und der folgen-
den Kriegserklärung Italiens an das Deut-
sche Reich Ende 1943 endet die militäri-
sche Zusammenarbeit, die stets von
starken Spannungen und Interessengegen-
sätzen geprägt ist.
S.32
S.48
Russland
Befehlshaber:
Fürst Michael Dimitrijewitsch Gortscha-
kow (1792–1861) / Fürst Menschikow (1787–1869)
Truppenstärke:
107.000
Verluste:
73.000
MARTIALISCH: Darstellung
der Belagerung von Sewas-
topol von Franz A. Roubaud
(Ausschnitt aus einem
Panoramagemälde).
Foto: picture-alliance/Prisma Archivo
UNBEHELLIGT: Landung von US-Truppen
auf Sizilien am 11. Juli 1943.
Foto: Rue des Archives/Süddeutsche Zeitung Photo
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Militär und Technik
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Marineflieger
Militär und Technik
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FlaK 8,8 cm
Deutsche Marineflieger nach dem Zweiten Weltkrieg
„Fliegen, wo die
Gefürchtete Allzweckwaffe
Die „Acht-Acht“
1941–1943:
„Anti-Aircraft, Anti-Tank and Anti-Social!“ Mit grimmiger
Anerkennung zollen die Engländer in Nordafrika ihrem vielleicht
gefährlichsten Gegner Respekt. Was hat es mit der erfolgreichen
deutschen 8,8 cm FlaK auf sich?
EINDRUCKSVOLLES SCHAUSPIEL:
Eine 8,8 cm FlaK L/56 auf einem
der riesigen Faun-Lastwagen beim
Feuern in der Nacht. Die Feuerlei-
tung obliegt einem Kommando-
gerät (ebenfalls auf Lkw verlastet).
Foto: Sammlung Anderson
RESPEKTEINFLÖßEND:
Bewaffneter Mi-8T-Hubschrauber
beim Einsatz über der Ostsee.
Foto: Bibliothek für Zeitgeschichte
Von Thomas Anderson
Flotte fährt“
Angesichts der aus Sicht der Marine negati-
ven Erfahrungen aus dem Zweiten Welt-
krieg werden eigene Marinefliegerkräfte als
notwendig angesehen. Die entsprechende
Empfehlung geht auf den ehemaligen
Oberst und späteren Kapitän zur See und
ersten Kommandeur der bundesdeutschen
Marineflieger, Walter Gaul, zurück. Vorge-
schlagen werden 84 Jagd-, 30 Aufklärungs-
sowie 30, später sogar 60 Kampf- bzw. U-
Jagdflugzeuge. Allerdings ist diese Forde-
rung nicht einfach umzusetzen. Da die Ma-
rine Bestandteil der Europäischen Verteidi-
gungsgemeinschaft (EVG) werden soll,
leisten Frankreich und Großbritannien hefti-
gen Widerstand gegen eigenständige deut-
sche Marinefliegerverbände.
Nur durch die Intervention der USA
werden der bundesdeutschen Marine im
Mai 1952 30 Hubschrauber und 24 Aufklä-
rer zugestanden.
Als der EVG-Vertrag schließlich am Wi-
derstand Frankreichs scheitert, werden der
Marine bei den Verhandlungen über einen
NATO-Beitritt der Bundesrepublik Deutsch-
land infolge einer massiven Unterstützung
durch die USA neben 58 Flugzeugen (24
Aufklärer, 24 Angriffs- und zehn U-Jagd-
flugzeuge) eine unbestimmte Anzahl von
Hubschraubern zugestanden. Dazu kommt
noch eine Reserve von 30 Prozent.
Mit dem Aufstellungsbefehl Nr. 41 vom
26. Juni 1956 bildet Kpt.z.S. Gaul das Kom-
mando der Marineflieger und bezieht mit
sechs weiteren Soldaten eine Baracke in
Kiel-Holtenau. Im April 1957 wird die
I. Marinefliegergruppe in Dienst gestellt.
Am 1. Januar folgt die Seenotstaffel und am
1. April 1958 die II. Marinefliegergruppe.
Als einmaliger Vorgang in der deutschen
Militärgeschichte kann die Indienststel-
lung der Mehrzweckstaffel am 19. Mai
1958 im schottischen Lossiemouth be-
zeichnet werden. Einen Tag darauf wird
dort die U-Jagd-Staffel in Dienst gestellt.
Luftfahrzeuge der Geschwader
„Fliegen, wo die Flotte fährt“, lautet das
Motto der Marineflieger. Und das be-
schreibt ihre Aufgabe genau. Sie sind, der
direkten Kommandogewalt der Marine un-
terstellt, ein Seekriegsmittel und dienen da-
zu, Seekrieg aus der Luft und eben nicht,
Luftkrieg über der See zu führen.
Die Aufgabe der Angriffs- bzw. Kampfflug-
zeuge (Marinejagdbomber) liegt im Schutz
der Ostsee und ihrer Zugänge, um im Fall
eines Angriffs des Warschauer Pakts den
sowjetischen Streitkräften und ihren Ver-
bündeten den Zugriff auf diese Seegebiete
zu verwehren und eine Landung auf bun-
desdeutschem Territorium zu verhindern.
Die beiden dafür in Jagel bzw. ab März
1965 in Eggebek in Schleswig-Holstein be-
heimateten, zunächst als Marineflieger-
gruppen aufgestellten Marinefliegerge-
schwader 1 und 2 (MFG 1 und 2) werden,
da die USA nicht bereit sind, moderne
Kampfflugzeuge wie die Grumman F9F-8P
„Cougar“ an Deutschland zu liefern, zu-
nächst mit Armstrong Whitworth „Sea-
hawk“ ausgerüstet. Dabei handelt es sich
hierbei um ein für die Royal Navy entwi-
ckeltes und dort eingesetztes robustes
NEUES MODELL:
Ab 1975 werden die
Sikorski H-34 (hinten) durch Westland
„Sea King“-Hubschrauber abgelöst.
Foto: Bibliothek für Zeitgeschichte
INFO
Waffe
Vergleich schwerer Flakgeschütze
Ende der 1950er-Jahre:
Die Bundeswehr beginnt mit der Einführung von Marineflieger-
gruppen. Wenige Jahre später wird in der DDR eine erste Marinehubschrauberstaffel zur
Unterstützung der Seestreitkräfte in Dienst gestellt...
D
er Erste Weltkrieg stellt eine Zäsur in
der Weltgeschichte dar. Was bereits
während des US-Bürgerkrieges und
im Krieg von 1870/71 im Ansatz erkennbar
war, beeinflusst den neuen Konflikt gewal-
tig: Die industrielle Leistungsfähigkeit der
Kriegsteilnehmer bestimmt Art, Dauer und
Ausgang dieses Konfliktes.
Die rasante Entwicklung der Rüstungs-
technik im Ersten Weltkrieg bringt viele
technische Neuerungen auf das Schlacht-
feld, darunter moderne Entwicklungen wie
gepanzerte Kampffahrzeuge und Flugzeu-
ge. Luftgestützte Angriffe werden früh als
potentielle Bedrohung angesehen. Schon 40
Jahre vor dem Weltkrieg werden erste Ge-
schütze zur Abwehr französischer Bal-
lons entwickelt. Daraus entstehen
noch vor 1910 brauchbare Fliegerab-
wehrgeschütze vom Kaliber 7,5 cm.
1916 entwickelt Krupp ein Flugab-
wehrgeschütz vom Kaliber 8,8 cm,
welches als Urahn der späteren 8,8 cm
Flak L/56 gelten darf (Das Kürzel L/56
8,8 cm
FlaK 18
8,8 cm
FlaK 41
10,5 cm
FlaK 38
88 mm FlaK
M 1939
QF 3,7 inch
AA gun
90 mm Gun
M1A1
beschreibt die Kaliberlänge des Geschützes
und umfasst sowohl die 8,8 cm FlaK 18, 36
und 37).
Verborgene Entwicklung
Nach dem Ersten Weltkrieg ergeben sich
aus dem Versailler Vertrag für das deutsche
Heer starke Einschränkungen bezüglich
der Entwicklung und Einführung moder-
ner Waffen. Die harten Bedingungen dieses
Vertragswerkes werden von deutscher Sei-
te jedoch unterlaufen, die Entwicklung mo-
derner Waffen läuft im Geheimen weiter.
Zum Ende der 1920er-Jahre ergibt sich in
Deutschland wieder die Notwendigkeit ei-
ner Fliegerabwehrwaffe, um der steigen-
den Gefährdung aus der Luft Rechnung zu
tragen. Die Hauptforderung an das zu ent-
wickelnde Geschütz ist die Bekämpfung
feindlicher Aufklärungs- und Bomberflug-
zeuge auf mittleren und großen Flughöhen
(500 bis 6.000 m).
Die Entscheidung für das Kaliber 8,8 cm
der Flak ist praktischen Gesichtspunkten
geschuldet. Firmen wie Krupp haben da-
Herkunft
Deutsches Reich
Deutsches Reich
Deutsches Reich
Russland
England
USA
Von Werner Fischbach
Kaliber
8,8 cm
8,8 cm
10,5 cm
8,5 cm
9,4 cm
9 cm
Kaliberlänge
L/56
L/74
L/63
L/55
D
ie Anfänge der bundesdeutschen Ma-
rineflieger reichen in das Jahr 1949 zu-
rück. Vier Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs ruft die US-Marine das
„Naval Historical Team“ zusammen, das un-
ter die Zuständigkeit der „Naval Intelli-
gence“ fällt. Dabei geht es den Amerikanern
in erster Linie um die Erfahrungen, die die
deutsche Kriegsmarine im letzten Weltkrieg
insbesondere in Nord- und Ostsee, sowie in
Norwegen und dem Atlantik gesammelt hat.
Das Team umfasst fünf fest angestellte
hohe Marineoffiziere und tritt unter der
Leitung von Generaladmiral a. D. Otto
Schniewind am 9. April 1949 in Bremerha-
ven zum ersten Mal zusammen. Es gilt als
Keimzelle der späteren Bundesmarine.
Mit von der Partie ist auch der ehemali-
ge Oberst i.G. Walter Gaul, der als Marine-
offizier 1934 zur Luftwaffe wechselte und
während des Krieges – unterbrochen von
Seeaufklärereinsätzen – im Stab der See-
kriegsleitung tätig war.
Anfänge der Bw-Marineflieger
Marineflieger sind also schon beim „Naval
Historical Team“ ein Thema. Wesentlich kon-
kreter wird die Angelegenheit in der Him-
meroder Denkschrift, die im Oktober 1950
vor dem Hintergrund der konventionellen
Überlegenheit sowjetischer Streitkräfte und
des am 25. Juni desselben Jahres ausgebro-
chenen Koreakriegs hinter den Mauern des
Klosters Himmerod erstellt wird. Thema ist
der militärische Beitrag der Bundesrepublik
an der Seite ihrer westlichen Partner, wobei
auch auf die Rolle zukünftiger Marineflie-
gerverbände eingegangen wird.
Gewicht
7,2 t
11,2 t
14 t
4,2 t
9,3 t
8,6 t
Anfangs-
geschwindigkeit (Vo)
850 m/s
1.000 m/s
900 m/s
792 m/s
722 bis 1.044
m/s
823 m/s
Max. Schussweite
16.300 m
19.800 m
17.700 m
15.000 m
18.800 m
17.800 m
Effektive Reichwei-
te/max. Schusshöhe
11.300 m
14.700 m
12.800 m
10.500 m
12.000 m
10.300 m
IN BEGLEITUNG: Nach ihrer letzten Landung wird
die „Atlantic“ der SIGINT-Version von zwei
„Sea Lynx“ eskortiert.
mit entsprechende Erfahrungen, sowohl
Rasanz als auch Waffenwirkung im Ziel er-
füllen die gesetzten Parameter.
Am 13. Dezember 1930 verzeichnet die
Kommission für das streng geheime Ent-
wicklungsprogramm unter anderem:
„Es wird eine Flugabwehrkanone mit
größtmöglicher Geschosswirkung benötigt.
Die Reichweite muss zwischen 2.500 bis
8.000 m bis zu einer Flughöhe von 6.000 be-
tragen. Die Flugdauer des Geschosses soll-
te für eine Flugbahn von 8.000 m und einer
Flughöhe von 6.000 m nicht länger als 25
Sekunden dauern. Das Geschütz muss im
Einsatzgebiet der Artillerie auf dem Ge-
fechtsfeld einsetzbar sein. Die 8,8 cm FlaK
ist das kleinste Kaliber mit ausreichender
Wirkung, das für den Einsatz mit unseren
Kommandogeräten geeignet ist.“
Die Firma Krupp hat bereits 1928 begon-
nen, eine 8,8 cm FlaK auf Kraftzug-Anhän-
ger zu entwickeln. Das Geschütz selbst soll
auf einer Sockellafette montiert sein, die
seitlich im 360° Vollkreis geschwenkt und
in der Höhe von minus 3 bis plus 85° ge-
richtet werden kann. Für den Einsatz als
Flugabwehrgeschütz ist eine Richtge-
schwindigkeit von 6° pro Sekunde in der
Höhe und 16° pro Sekunde nach der Seite
gefordert.
Eine höchstmögliche Anfangsgeschwin-
digkeit (Vo) ist entscheidend, um die Waf-
fenwirkung schnell in das Zielgebiet zu
63
Foto: PIZ Marine
S.56
ERFOLGREICHE KOMBINATION:
Eine 8,8 cm FlaK L/56 auf ei-
nem gepanzerten s ZgKw 12 t
(SdKfz. 8). Schnell und auch
im Gelände beweglich, kön-
nen die wertvollen Waf-
fen an Brennpunkten
eingesetzt werden.
Foto: Sammlung Anderson
S.62
VIELSEITIG EINSETZBAR:
Ein Hubschrauber
vom Typ Mil Mi-4 beim Bergungsdienst.
Foto: BArch, Bild 183-C0229-0001-002, Fotograf: Karnitzki
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Clausewitz
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Spurensuche
Feldherren
Richard I. Löwenherz
Der Krieger auf
dem Königsthron
Bis heute:
Richard Löwenherz ist eine der romantisch
verklärtesten Figuren der Geschichte, und er gilt nach
wie vor als einer der „englischsten“ Könige der
britischen Geschichte…
IM HEILIGEN LAND: Richard I. und seine Armee be-
ten vor einer Schlacht gemeinsam. Der König begibt
sich schon kurz nach seiner Thronbesteigung auf den
Kreuzzug und kämpft stets an der Seite seiner Trup-
pe. Illustration von Gustave Doré aus dem 19. Jhd.
Abb.: picture-alliance/Prisma Archivo
HELGOLAND HEUTE:
Ein
friedliches Eiland mitten
in der Nordsee.
Foto: U. Kaack
R
ichard, der gar kein Englisch spricht,
hält sich während seiner Regierungs-
zeit nur einige Monate in England
auf. Sein Kampf gegen Sultan Saladin im
Verlauf des Dritten Kreuzzugs ist ebenso
von zahlreichen Legenden umrankt wie die
Zeit seiner daran anschließenden Gefangen-
schaft in Österreich und Deutschland. Selbst
die Umstände seines Todes erhöhen ihn
über das Maß anderer Sterblicher – ver-
gibt er doch auf dem Totenbett dem franzö-
sischen Armbrustschützen, der ihn tödlich
verletzt hatte. Richard Löwenherz ent-
stammt der Dynastie der Normannen, die
seit 1066 die Herrschaft über England inne-
hat. Er wird am 8. September 1157 in Oxford
als dritter Sohn König Heinrichs II. geboren.
Besonders die französische Abstammung sei-
ner Mutter Eleonore von Aquitanien soll das
zukünftige Leben Richards zu einem großen
Teil bestimmen. Die aus der nach ihnen be-
nannten Normandie stammenden Könige
Englands sind nämlich durch vielfältige dy-
nastische Beziehungen eng an ihre weitrei-
chenden, im Westen Frankreichs gelegenen
Besitzungen gebunden. Dieser gesamte Herr-
schaftskomplex wird zusammen mit Eng-
land als das Angevinische Reich bezeichnet.
Bereits 1172 erhält Richard im Alter von nur
fünfzehn Jahren das Amt des Herzogs von
Aquitanien, wo er sich während seiner Herr-
Von Otto Schertler
schaftszeit in nicht endende Kämpfe mit
widerspenstigen Vasallen, feindlichen
Nachbarn und dem französischen König-
tum verstrickt sieht.
Bereits in jungen Jahren lernt er da-
her den Krieg aus eigener Erfahrung
kennen, und seit
dieser Zeit vergeht
– bis auf die Phase
seiner Gefangen-
schaft kein Jahr seines Lebens in dem er
nicht im Feld steht. Er beteiligt sich an der
von 1173–1174 währenden, vom französi-
schen König unterstützten Rebellion gegen
seinen Vater, mit dem er sich bis zu dessen
Tod im Jahr 1189 nicht mehr versöhnen
wird. Einer der Lehrmeister Richards in
diesen frühen Jahren ist Graf Philipp von
Flandern, der als einer der verschlagensten
Krieger seiner Zeit gilt.
Verbrannte Erde
Größere Schlachten hat Richard hier – bis
auf eine Ausnahme nicht zu bestehen,
eher handelt es sich bei den zahlreichen
Kämpfen um kleinere Gefechte oder Be-
lagerungen. Große Feldschlachten ver-
sucht man nämlich während des Mittelal-
ters so gut wie möglich zu vermeiden, zu
hoch ist das Risiko, die eigene bewaffne-
te Macht zu verlieren. Schon der während
des späten 4. Jahrhunderts n. Chr. lebende
römische Militärschriftsteller Vegetius rät
in seinem berühmten Handbuch „Epitoma
rei militaris“, einer Kompilation älterer
Schriften, in Bezug auf Feldschlachten:
„Lass es sein!“ Das Werk des Vegetius ist
während des Mittelalters an den Herr-
scherhöfen wohlbekannt, und diesem
„Spielball“ der Weltgeschichte
Helgoland
Helgoland ist einzigartig
.
Zum einen durch die exponierte Lage im Herzen der Deut-
schen Bucht, vor allem aber durch die wechselvolle Historie. Ein Mikrokosmos. Mehr-
fach wurde der kleine rote Felsen zum Spielball der Weltgeschichte.
MILITÄRISCHE ASPEKTE:
Diese 1714 (unter däni-
scher Regentschaft) entstandene Abbildung zeigt
nicht nur die Insel, sondern ist auch eine Studie
über mögliches Artilleriefeuer.
Abb.: Archiv U. Kaack
„BIG BANG“ AUF HELGOLAND:
In der bis
heute weltweit größten nichtnuklearen
Explosion detonieren am 18. April 1947
6.700 Tonnen Sprengstoff.
Foto: Archiv Museum Helgoland
Von Ulf Kaack
S
eit dem 7. Jahrhundert ist das Eiland
von Friesen bewohnt. Im 12. und 13.
Jahrhundert untersteht es der Däni-
schen Krone, anschließend dem Herzogtum
Schleswig. 1807 wird der sturmumtobte Fel-
sen von den Briten als Kolonie in das Verein-
te Königreich integriert. Während der Konti-
nentalsperre, die 1814 durch den Kieler Frie-
den beendet wird, erleben die Helgoländer
eine Hochzeit als Blockadebrecher und
Schmuggler. Die Zeiten bleiben friedlich – le-
diglich 1849 und 1864 kommt es zu deutsch-
dänischen Seegefechten in Sichtweite von
Helgoland.
„Im Tausch gegen Handelsrechte in Ost-
Afrika, im sogenannten Helgoland-Sansibar-
Vertrag, kam Helgoland am 10. August 1890
unter die Regentschaft des deutschen Kai-
serreiches“, erklärt Jörg Andres, Insel-Histo-
riker und Leiter des Museums Helgoland,
die wechselvolle Inselgeschichte. „Die Preu-
ßen maßen Helgoland eine hohe strategische
Bedeutung zu. Als Artillerievorposten zum
Schutze der Nordseeküste sowie den Zugän-
gen zum Nord-Ostsee-Kanal, zur Elbe, We-
ser und Jade. Vor allem aber als dauerhaft
eisfreier Kriegshafen in vorgeschobener La-
ge.“
Aufrüstung im Kaiserreich
Zügig geht Wilhelm II. daran, die Insel zu
einer Festung auszubauen und einen Mari-
nehafen anzulegen. 1891 entstehen erste
Gebäude, ein Jahr später wird an der Nord-
und Südspitze je ein Kanonenstand mit
zwei 21-cm-Geschützen errichtet. Es folgt
eine Haubitzenbatterie auf dem Oberland
mit acht schweren 28-cm-Geschützen.
1906 nimmt das Projekt gewaltige Formen
an: Ein großdimensioniertes Stollensystem
wird in den Kreidefelsen der Insel getrie-
ben. Räume, Verzweigungen sowie Schäch-
te für Aufzüge und zur Belüftung werden
gebaut. Bis 1914 werden der Nordsee 86
Hektar abgetrotzt. Es entstehen der Torpe-
do-, Scheiben- und U-Boothafen. Außer-
dem ein Seefliegerstützpunkt mit Hangar,
Flugzeugaufschleppe, Kraftwerk und den
erforderlichen Versorgungseinrichtungen.
Im Mai 1908 beginnt die Neuarmierung
der Festungsartillerie. Die Nord- und Süd-
gruppe erhalten jeweils zwei moderne 30,5-
cm-Krupp-Doppeldrehtürme und zwei 21-
cm-Geschützstände. Dazwischen liegen be-
sagte acht Haubitzenbatterien sowie diverse
kleinere Anlagen mit leichten und mittleren
Geschützen, Kommando- und Peilständen,
Marine eingezogen. Helgoländer in Diens-
ten des Militärs – das hat es bislang noch
nicht gegeben. Zurück auf der Insel bleibt
eine 4.000 Mann starke militärische Besat-
zung für die Bedienung der Festungsartille-
rie und den Betrieb des Hafens.
Seegefecht bei Helgoland
Der Erste Weltkrieg beginnt für den roten
Felsen mit einem dramatischen Pauken-
schlag. Mit einer List locken überlegene bri-
tische Seestreitkräfte am Morgen des 18.
August 1914 die Einheiten des V. Torpedo-
bootgeschwaders sowie mehrere kleine
Kreuzer in die Deutsche Bucht. Es kommt
zu einer ersten Feindberührung, bei der das
deutsche Torpedoboot „V 187“ versenkt
und der britische Kreuzer „HMS Arethusa“
erheblich beschädigt werden.
FAKTEN
Wichtige Kämpfe
Beobachtungs- und Scheinwerfereinrichtun-
gen. Auf dem Unterland befindet sich eine
Batterie mit zwei 8,8-cm-Geschützen, vier
3,7-cm-Revolverkanonen und Maschinenge-
wehren. Die Düne (Name der östlich gelege-
nen Nebeninsel) wird von einer Flak-Batte-
rie mit vier 8,8-cm-Geschützen und einer
weiteren Stellung mit drei 3,7-cm-Revolver-
kanonen sowie Maschinengewehren ge-
schützt.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges am
1. August 1914 müssen alle Helgoländer ih-
re Insel verlassen und werden im Umland
Hamburgs untergebracht. Familien, die
nach der Übergabe 1890 englisch geblieben
waren, kommen in das Internierungslager
Ruhleben bei Berlin. Britisch geborene In-
sulaner werden unter Polizeiaufsicht ge-
stellt und vom Kriegsdienst befreit.
Deutschstämmige hingegen werden zur
S.68
4.10.1190:
Eroberung von Messina
Frühjahr 1191:
Eroberung von Zypern
12.7.1191:
Eroberung von Akkon
7.9.1191:
Schlacht bei Arsuf
Anfang August 1192:
Eroberung von Jaffa
4.8.1192:
Schlacht bei Jaffa
4.7.1194:
Fréteval
28.9.1198:
Gisors
S.74
POPULÄR BIS HEUTE:
Die faszinierende
Aura des „guten Königs“ Richard Löwen-
herz ist bis heute ungebrochen. Hier eine
Statue vor dem Parlamentsgebäude in
London: Selbstbewusst und stolz sitzt
Richard I. auf seinem Ross.
Foto: picture-alliance
68
Clausewitz
3/2013
69
7
4
Clausewitz
3/2013
75
Militär und Technik
Deutsche Marineflieger nach dem Zweiten Weltkrieg
Feldherren
Richard Löwenherz.
...............................................................................................................
74
Englands berühmter König und
Feldherr des Mittelalters
Das gefürchtete Allzweckgeschütz der Wehrmacht
Museum
Das Garnisonsmuseum Wünsdorf stellt sich vor
Spurensuche
„Spielball“ der Weltgeschichte
Titelbild: Fotomontage – Britischer Bomber über
Häuserruinen in Hamburg.
Titelfotos: Dietmar Hermann; picture-alliance/akg-images; WEIDER HISTORY GROUP; Bundesarchiv, Bild 101I-443-1574-26 / Zwilling,
Ernst A.; picture-alliance/akg-images (2x); Bibliothek für Zeitgeschichte (2x)
5
Clausewitz
3/2013
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